ESMA

Erfolgsfaktoren und Entwicklungsstand des Supply Chain Managements in der Automobilindustrie

ESMA

 

Problemstellung

Angesichts erheblicher Konzentrationsprozesse, die in den vergangenen Jahren weltweit sowohl unter den Automobilherstellern als auch ihren Zulieferern zu beobachten waren, wird es für die in der Automobilbranche Beschäftigten und diejenigen, die von dieser Branche betroffen sind, immer wichtiger, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Das Umfeld ist u.a. von sich rasch wandelnden Technologien, kürzeren Lebenszyklen der Modelle und steigender Teilevielfalt geprägt. Vom Supply Chain Management wird gefordert, Transparenz und Versorgungssicherheit innerhalb der logistischen Wertschöpfungsketten (Supply Chains/Webs) zu gewährleisten.

Um die unternehmensübergreifende Optimierung der Wertschöpfungsketten in einer der komplexesten Branchen erfolgreich bewältigen zu können, muss entsprechendes Wissen über die Organisationsstrukturen, die Prozesse, die Informations- und Kommunikationstechnologien sowie Aspekte der Kooperation und Integration ("Drei-Säulen-Modell") zur Verfügung stehen. Die BMW AG hat hierzu in Zusammenarbeit mit dem Instituts für Produktion und Industrielles Informationsmanagement der Universität Essen eine empirische Studie zum Thema "Erfolgsfaktoren und Entwicklungsstand des Supply Chain Managements in der Automobilindustrie (ESMA)" durchgeführt. Ziel der Studie war es, die Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren für das Supply Chain Management der Automobilindustrie in den o.a. Bereichen des Drei-Säulen-Modells zu identifizieren: Darüber hinaus sollte der aktuelle Entwicklungsstand in den befragten Unternehmen erhoben werden, um mit den gewonnenen Erkenntnissen mögliche Problemlösungen erarbeiten zu können.

Vorgehensweise der Studie

  • Erarbeitung einer einheitlichen Begriffssystematik für das Supply Chain Management (SCM)
  • Darstellung des Supply Chain Managements in der Automobilindustrie anhand des Referenzunternehmens BMW AG
  • Hypothesenformulierung (Arbeitshypothesen sowie prädiktorbezogene Teilhypothe-sen innerhalb des Drei-Säulen-Modells)
  • Identifizierung von Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren des Supply Chain Managements in den Bereichen Organisation und Prozesse, Information und Kommunikation sowie Kooperation und Integration mit Hilfe eines empirischen Untersuchungsdesigns:
  1. Interview mit Vertretern aus der Zulieferindustrie
  2. Gestaltung eines Fragebogens mit anschließendem Pretest
  3. Befragung einer Grundgesamtheit von über 900 Zulieferern mit sowohl Hardcopy- als auch Online-Fragebogen, der nach CI-Vorgaben der BMW AG erstellt wurde
  4. Auswertung der Daten mit SPSS und multivariaten Analysemethoden (Faktoren-, Regressions-, Cluster- und Kontingenzanalyse) zur Ermittlung der Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren in den Bereichen des Drei-Säulen-Modells

Untersuchungsdesign

Zielgruppe der empirischen Untersuchung waren Zulieferer in der Automobilindustrie in Deutschland. Dazu wurden Unternehmen anhand der Kriterien Mitarbeiteranzahl und Umsatz mittels einer Zufallsstichprobe aus dieser Grundgesamtheit ausgewählt. Grundlage hierfür waren zum einen die Datenbank vom Verlag moderne Industrie: Automobil Zulieferer 1999 / 2000, aus der 694 Unternehmen aus den Bereichen Teile, Komponenten, Systeme und Maschinen, Anlagen sowie Dienstleistungen selektiert wurden, und zum anderen eine Datenbank mit Zulieferern der BMW AG, aus der 221 Unternehmen ausgewählt wurden. Die 7 Unternehmen, die sich schon für den Pretest als Interviewpartner zur Verfügung gestellt hatten, wurden ebenfalls einbezogen. Die Stichprobe umfasste insgesamt 922 Unternehmen. Davon waren 297 realisierte Interviews, die sich in 76 Pencil-Befragungen (Selbstausfüller) und 221 Online-Fragebogen aufteilten. Die Rücklaufquote (Ausschöpfungsquote) entsprach somit 32,21%. Dies unterstreicht die Aktualität des Themas. Von den 297 beantworteten Fragbogen waren alle für die deskriptive Statistik verwendbar. 245 eigneten sich für die Ermittlung der Erfolgs- und der Misserfolgsfaktoren.

Die Feldzeit der Studiendurchführung erstreckte sich vom 17.11.2000 - 19.01.2001. Die beteiligten Unternehmen setzten sich wie folgt zusammen:

  • 39% der befragten Unternehmen sind Teilelieferanten,
  • 27% Systemlieferanten mit Integration beim Kunden und
  • 15% Systemlieferanten ohne Integration beim Kunden;
  • weitere 9% sind Original Equipment Manufacturer (OEM),
  • 5% Dienstleister und
  • lediglich 3% Rohstofflieferanten.
  • 2% der Befragten machten keine Aussagen zu den vorgenannten Kategorien.

Ergebnisüberblick

Aus den einzelnen Bereichen des Drei-Säulen-Modells sind u.a. erfolgsversprechend:

  • Organisationsstrukturen mit geringer Komplexität, E-Business,
  • Informationsübertragung bezüglich Kapazitäten unter Einsatz von Internetapplikationen
    (z.B. Web-EDI),
  • spezifisches Know-how,
  • gegenseitiges Vertrauen,
  • hohe strategische Bedeutung der Kooperationsbeziehung,
  • glaubwürdiger Nachweis des Leistungswillens und der Leistungsfähigkeit.

Aus den gewonnenen Ergebnissen wurden sieben Leitsätze für die Automobilindustrie formuliert, in denen die Erkenntnisse aus den Erfolgsfaktoren und den bestätigten Hypothesen zusammengefasst werden.

Die Anforderung, Produkte und Prozesse permanent zu verbessern, begründen den Ansatz zu einer übergreifenden und ganzheitlichen Sichtweise und zu einer durchgängigen Transparenz der Prozesse. Die durchgängige Betrachtung der Informations-, Finanz- und Materialflüsse, die starke Rolle der Informations- und Kommunikationstechnologie, die Kundenorientierung sowie die hohe strategische Bedeutung der Kooperation mit dem nötigen gegenseitigen Vertrauen der Partner und dem spezifischen Knowhow spiegeln in den sieben Leitsätzen den zukunftsorientierten Charakter des grenzüberschreitenden Supply-Chain-Management-Ansatzes wider.

Die Untersuchungsergebnisse bieten der betrieblichen Praxis eine Orientierungshilfe zur Verbesserung der Wettbewerbsfaktoren Zeit, Kosten, Qualität und Flexibilität und somit zur Stärkung ihrer Wettbewerbsfähgkeit.

Detailergebnisse der Studie sind dokumentiert in:

  • Kurzbericht Projekt ESMA.pdf
  • EISENBARTH, M.: Erfolgsfaktoren des Supply Chain Managements in der Automobilindustrie, Bd./Vol. 2955, Dissertation, Universität Essen 2002, erschienen in der Verlagsgruppe Peter Lang - Frankfurt/Main, Berlin, Bern et al. ( http://www.peterlang.com/ ): Europäische Hochschulschriften, Reihe 5: Volks- und Betriebswirtschaft. ISSN 0531-7339. ISBN 3-631-50282-6.

Ansprechpartner

Herr Dr. Marc Eisenbarth
BMW AG, V1-B-3, Heidemannstraße 164, 80788 München
Tel.: ++49 (0)89-382-43739
Fax: ++49 (0)89-382-57654
E-Mail: marc.eisenbarth[at]bmw.de

Univ.-Prof. Dr. Stephan Zelewski